Die medizinische Notfallversorgung ist ein zentrales Sicherheitsversprechen an die Bevölkerung. Im Retzer Land – bestehend aus den Gemeinden Retz, Retzbach, Hardegg, Schrattenthal, Zellerndorf und Pulkau – sieht man dieses Versprechen durch die geplante Schließung des Notarztstützpunkts Retz akut gefährdet. Der aktuelle Versorgungsplan des Gesundheitspakts Niederösterreich sieht vor, dass Retz künftig keinen eigenen Notarzt mehr stellen soll.
Der bestehende Stützpunkt deckt jedoch nicht nur diese sechs Gemeinden ab, sondern übernimmt regelmäßig auch Einsätze im angrenzenden Pulkautal – darunter Orte wie Pernersdorf, Karlsdorf, Jetzelsdorf, Haugsdorf, Alberndorf, Untermarkersdorf, Hadres, Obritz, sowie Röschitz und Weitersfeld. Dadurch verdoppelt sich die tatsächlich versorgte Bevölkerung auf rund 20.000 Menschen. Zwischen März 2024 und März 2025 wurde der Retzer Notarzt 646-mal alarmiert – ein deutliches Zeichen für den Bedarf vor Ort.
„Der Erhalt des Notarztstützpunkts Retz ist für unsere Bürgerinnen und Bürger essenziell. Die medizinische Erstversorgung im ländlichen Raum darf nicht verschlechtert werden!“, zeigt sich Leo Ramharter, Bürgermeister von Pulkau, entschlossen.
Auch Altbürgermeister Manfred Marihart, der den Ausbau des Stützpunkts bereits vor Jahren mitgestaltet hat, erinnert: „Wir haben damals viel Energie in den Ausbau investiert. Der Notarztstützpunkt war und ist ein unverzichtbarer Bestandteil unseres regionalen Sicherheitsnetzes – seine Auflösung wäre ein schwerer Rückschritt!“
Besondere Sorge bereitet die Situation in den Pflege- und Betreuungseinrichtungen der Region: Im Pflege- und Betreuungszentrum Retz sowie in mehreren Caritas-Häusern sind schnelle notärztliche Entscheidungen oft lebensrettend. Zwischen März 2024 und März 2025 wurde der Retzer Notarzt durchschnittlich fünfmal monatlich zu Einsätzen in diese Einrichtungen gerufen. Ein Ausweichen auf weit entfernte Notärzte oder den Rettungshubschrauber ist keine gleichwertige Alternative.
„Als Bürgermeister der Standortgemeinde weiß ich, wie unverzichtbar die Nähe eines Notarztes für die Bevölkerung ist. Wir kämpfen mit aller Kraft für den Erhalt!“, unterstreicht Stefan Lang, Bürgermeister von Retz.
Friedrich Schechtner, Bürgermeister von Hardegg, sieht die größten Herausforderungen in der geografischen Lage: „Schon jetzt ist unsere Region schwer erreichbar. Besonders für Einsätze im Nationalpark Thayatal ist Ortskenntnis und eine rasche Versorgung lebenswichtig. Jeder zusätzliche Kilometer kostet wertvolle Zeit!“
Ein weiterer Aspekt betrifft das Ehrenamt: Das Rote Kreuz im Retzer Land wird wesentlich von freiwilligen Helferinnen und Helfern getragen. Die Verantwortung, bei einem Notfall ohne einen direkt anwesenden Notarzt tätig werden zu müssen, würde viele Ehrenamtliche vor eine untragbare Belastung stellen – mit potenziell schwerwiegenden Folgen für die Rettungsstruktur.
Roland Toifl, Bürgermeister von Retzbach, bringt es auf den Punkt: „Eine sichere und rasche medizinische Versorgung ist ein Grundpfeiler unserer Lebensqualität. Ohne den Stützpunkt Retz wird diese massiv gefährdet.“
Auch Markus Baier, Bürgermeister von Zellerndorf, ergänzt: „Das Retzer Land ist eine aufstrebende Region. Es darf nicht sein, dass unser medizinisches Angebot hinter der Entwicklung zurückbleibt. Ein leistungsfähiger Notarztstützpunkt gehört einfach dazu!“
Johann Divotgey, Vizebürgermeister von Schrattenthal, betont abschließend: „Wir haben als kleine Gemeinde bereits jetzt begrenzte Ressourcen. Der Verlust des Retzer Stützpunkts würde uns in akuten Notfällen unvertretbar schwächen.“
Am 23. April 2025 setzten sich die Bürgermeister des Retzer Landes daher bei einem gemeinsamen Gespräch mit Notruf 144 für den Erhalt des Notarztstützpunkts ein – fachlich begleitet durch die Bezirksstelle des Roten Kreuzes Retz.
Alle Gemeinden stehen geschlossen hinter diesem überparteilichen Anliegen: Es geht um die gesundheitliche Sicherheit von rund 20.000 Menschen – nicht um politische Profilierung.